Déjà-vu' sind Herdentiere! Keine Frage! Meist befinden sie sich nur wenige hundert Meter auseinander, wenn überhaupt soweit. Auf jeden Fall spricht einiges für das baldige Erstellen einer Studie.

Es begab sich am heutigen Tag im Zentrum. In Gedanken schweife ich aus irgendeinem Grund in der wunderbaren Darbietung des allseits beliebten "Mr. T" in dessen Parade-Werberolle zu WoW, als eine junge Frau auf mich zusteuert.
"Hallo Marktforschung!", tönt es von der Seite. Verwundert über das ungeahnte Ansprechen blicke ich leicht verwirrt durch meine schmale Brille und bleibe kurz stehen. "Nein, tut mir Leid. Da müssen Sie mich verwechseln. So heiße ich nicht." Ähnlich verwirrt blickt nun die junge Frau drein und antwortet nicht mehr. Da mich ihr Blickkontakt aber nicht so wirklich fesselt, gehe ich eben weiter. Komisch, sie schien so sicher, daß sie mich kennen würde...bestimmt aber nur ein déjà-vu.

Wenige Sekunden und nur ebenso wenige Meter später kommt ein junger Kerl auf mich zu. Vielleicht nicht ganz so zielsicher und auch eher mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens, aber er kommt, so wie mir ein Gedanke: Kenn ich diesen Typen nicht? Nicht sonderlich groß, sicher auch nicht sonderlich groß im Geschäft, denn recht ungepflegt im Eindruck...hm... Doch mir bleibt keine Zeit zum nachdenken, denn es entfacht sich das totale Verkaufsfeuerwerk eines echten Profis!

"Hier, kennst du schon Schülerbotendienst? Nee? Also pass auf... hier...da bekommste so paar Zeitungen, weil wir müssen testen, ob die auch zuverlässig austragen. Also Zeitung und so! [...] [...] und dann gibts da auch die Bunte...."

Genau an dieser Stelle trat es ein: mein heutiges déjà-vu ! Ich beginne zu grinsen, denn einige Wochen zuvor trafen wir an fast der gleichen Stelle schon einmal aufeinander. Wie mir die Freude über das Wiedersehen, bei völlig identischem Gesprächsinhalt und -ablauf, so sprüht ihm noch immer Eiter in rauhen Mengen aus vielerlei Gesichtsöffnungsnähe. Doch insbesondere eine TV-Zeitschrift scheint heute der Überzeugungskünstler in seinem Verkaufspaket zu sein.

"[...] Weil das kann ja eigentlich jeder gebrauchen. Fernseher hat ja jeder!", plärrt er selbstsicher, spürt die kalten Handschellen eines knebelnden Abovertrages offensichtlich schon förmlich bei mir einklicken.

"Nö!", entgegne ich ihm schelmisch. "Brauch ich nich; fahre doch Motorrad, das macht mehr Laune!"

"Wie? Du hast keinen Fernseher?" Verunsichert im Blick und schon nahezu am Rande der Verzweiflung, reflektiert er offenbar diesen für ihn offensichtlich unmöglichen Aspekt der Lebensgestaltung und bringt einige Sekunden später verstutzt hervor: "Und was machst du da den ganzen Tag?"

"Lassen wir das mal so stehen.", denke ich mir, und tu ihm eben gleiches an.